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Auf den Spuren von Taogongchang – Ein Sprung ins chinesische Feld

by Marianne von Blomberg

Lea ist im Herbst mit einer Idee für ihre Masterarbeit, brennenden Fragen im Sinn, einem Forschungsvisum im Pass, ein paar Kontakten in die chinesische Welt der Arbeitssoziologie und viel Knäckebrot für mich im Koffer bei mir in Hangzhou gelandet. In zwei Monaten hat sie den Kontakt zu neun Bekleidungsfabriken in Hangzhou und Guangzhou aufgebaut, sie besucht, beschrieben, Mitarbeiter und Besitzer interviewt. Ich habe mein Bestes getan, sie über ihren mutigen Sprung ins chinesische Feld auszufragen, nur war das Thema ihrer Arbeit leider ablenkend interessant.

 Du hast Fabrikbesitzer getroffen in den letzten Wochen. Kurz gesagt, was wolltest du von ihnen wissen?

In meinem Projekt ging es um Fabriken, die die Onlineplattform Tao-Fabrik (淘工厂) nutzen. Die ist ein Teil der B2B Onlinehandelsplattform von Alibaba. Ich habe mit ihnen darüber gesprochen, was sich durch die Nutzung der Plattform für sie verändert hat.

Im täglichen Geschäft?

Eher in Bezug auf die Produktionsabläufe. Ich habe die Frage zwar nicht konkret gestellt, aber eigentlich ging es mir darum zu erfahren was sich für die Arbeit, die Beschäftigung an sich verändert hat.

Wie kann man sich die Fabrikbesitzer, die du getroffen hast, vorstellen?

Unterschiedlich. Erst einmal vielleicht: Es waren sehr kleine Fabriken, mit zwischen 15 und 80 Mitarbeitern. Gerade bei den ganz kleinen sind die Besitzer einfach Arbeiter, die es zu ein bisschen Kapital gebracht haben, sich vielleicht irgendwo etwas leihen konnten und dann ihr eigenes Ding aufgebaut haben. Sie haben selber in Fabriken gearbeitet über viele Jahre, unter ziemlich harten Arbeitsbedingungen, 12 bis 14 Stunden am Tag. Sie hatten einfach keine Lust mehr, das selbst zu machen. Trotzdem ist es ihre Profession, das, was sie können, Kleidung herstellen. Und mit dem Organisationsprozess haben sie ja viel Erfahrung.

In deiner Masterarbeit, was willst du da genau machen? Was ist die Forschungsfrage?

Lacht: falsche Frage!

Fragen wir mal so: Was war denn der Ursprungsplan?

Ich bin mit dieser Idee hingefahren: Was machen Plattformen, was macht Organisation von Markt und Markttransaktionen mit dem Produktionsprozess? Man muss sich das so vorstellen: Eine Plattform schaltet sich zwischen Produktion und Abnehmer. Alibaba hat so eine b2b Plattform aufgebaut, Taogongchang. Die organisiert, strukturiert und reguliert Markttransaktionen. Und da kann die Plattform neue Regeln setzen, die für sie sinnvoll sind, vorteilhaft sind, von denen sie meinen, dass es effizienter ist und das schafft neue Möglichkeiten und Schwierigkeiten für die Nutzer, d.h. die Fabriken. Konkret sieht Taogongchang dann so aus: Unternehmen können sich registrieren unter Angabe dessen, was sie produzieren können und zu welchen Preisen. Auf der anderen Seite können dann potenzielle Auftraggeber, Händler, den Pool der Unternehmen durchforsten und Aufträge geben.

Es ist wie Taobao, Alibabas chinesische E-Commerce Plattform. Es gibt leichtere Felder für Feldforschung als China. Wie bist du an die Leute gekommen?

Ein großer Vorteil ist, dass ich mich mit Plattform beschäftigt habe und Plattformen Informationen und auch Kontaktdaten bündeln. Telefonnummern und Adressen zu allen Fabriken, diese Kontaktdaten waren ziemlich frei für mich zugängig.

Du hast einfach angerufen auf der angegebenen Nummer, so „hey ich bin Lea, kann ich vorbeikommen und euch ein paar Fragen stellen?“

Erstmal ja. Ich habe erst angerufen, bei nach Größe und Orten ausgewählten Unternehmen, in den Gegenden Hangzhou und Guangzhou. Das war aber so semi-erfolgreich, ich habe die schon ziemlich überrumpelt.

Mit deiner Idee?

Genau, mit meiner Frage. Es gab nicht so schnell ein Verständnis dafür, was ich da eigentlich vorhabe. Ich habe einfach gesagt, dass es eine solche Plattform in Deutschland so nicht gibt und dass ich mich dafür interessiere wie sie funktioniert und gerne mehr erfahren möchte. Trotzdem war das meistens so: „Wie nochmal?“ Oder manchmal auch eher „Bu fangbian!“ Danach habe ich dann eine standardisierte SMS benutzt, die ich an alle geschickt habe.

Aber dass du Deutsche warst, und von einer deutschen Uni kommst, war kein Problem? Da war kein Misstrauen nach dem Motto: Was will die Ausländerin? Nach meiner Erfahrung ist diese Sorge schnell da, das Misstrauen, Leute, die sich fragen: Darf ich überhaupt mit der reden?

Ich kann natürlich nur von denen sprechen, die mit mir geredet haben. Ich habe nie eine Ablehnung mit der Begründung bekommen: Du bist Ausländerin. Ich war offiziell Gaststudentin an der Zhejiang Universität, dementsprechend habe ich das auch dort reingeschrieben und nicht, dass ich an einer deutschen Uni studiere. Ich habe auch ganz klar gemacht, dass ich eine ausländische Studentin bin. Ich hatte eher das Gefühl, dass es für die Leute, mit denen ich geredet habe, dadurch erst interessant wurde. Nach dem Interview hatte ich verschiedene Situationen, in denen eine Art Rückinterview kam. Einerseits wurde ich zu industriespezifischen Themen in Deutschland befragt, andererseits ging es auch etwa um Kindergärten in Deutschland. Ein Fabrikbesitzer, der den Digitalisierungs- und Automatisierungsprozessen sehr kritisch gegenübersteht meinte: „Ja was machen denn dann die ganzen Arbeiter?“ Ich brachte die 30-Stunden Woche für alle, wie sie zum Beispiel in gewerkschaftlichen Kreisen in Deutschland diskutiert wird, ein. Da wurde mir schon interessiert zugehört, die Idee aber mit dem alten Mantra „aber für CHINA funktioniert das nicht“ abgebügelt.

Zurück zur Feldforschung. Du hast eine SMS geschrieben, einen Termin vereinbart und bist in die Fabriken gefahren? Wie sah so ein Ausflug aus?

Ich bin zu der Adresse gefahren, die ich bekommen hatte. Meistens findet man sich in einem Gewirr von Straßen und verschiedensten Aufgängen zu diesem einen Gebäude wo ich wahrscheinlich irgendwo rein muss, und dann läuft man erstmal in irgendeinen Dormitory, bis man merkt: ok, das muss falsch sein. Das sind oft nur kleine Räumlichkeiten gewesen, von außen als Fabrik nicht zu erkennen. Meistens ein Büro, oder Showroom, in dem wir uns zusammengesetzt haben. Dann kam es ganz auf die Leute an, manche waren sehr aufgeregt, da musste man erstmal eine halbwegs angenehme Atmosphäre schaffen…

Und hatten das Gefühl, da kommt jetzt jemand und prüft uns?

Ja, oder einfach diese Interviewsituation, so eine Stunde komplett im Fokus zu stehen-

Sowie du jetzt gerade –

So wie jetzt gerade, ist auch ein bisschen weird. Dann einfach ein bisschen anfangen zu fragen, sowas wie: Wann habt ihr die Fabrik eröffnet? Damit sie einfach ein bisschen ins Erzählen kamen. Manche haben auch gleich losgesprudelt, über die Plattform. Das war sehr unterschiedlich. Dann habe ich an einem Punkt gefragt ob ich mir die Produktion anschauen kann, die haben sie mir immer gerne gezeigt und erklärt.

Und du hast mitschreiben können wie es dort aussieht?

Ich bin einfach immer hinterhergelaufen mit einem Aufnahmegerät, es war so „chinesisch“ -problemlos möglich, alles aufzunehmen und zu fotografieren.

Das wäre in öffentlichen Einrichtungen viel eher ein Problem. In Gerichten oder Gefängnissen, in meinem Fall…

Ich hatte ein Gespräch mit jemandem, der in den 90er und 80ern zu den OEM Tech-Unternehmen im Silicon Valley geforscht hat, die damals ja noch produziert haben, die seien wohl genauso offen gewesen. Die haben ja ganz wenig Möglichkeiten nach außen zu zeigen, was sie können, weil sie immer nur für andere produzieren, für Apple oder so. Das heißt, ein Forscherbesuch ist für die auch ein Prestigeding, sie können einfach nie ihren eigenen Namen auf etwas draufschreiben. Ich kann mir schon vorstellen, dass es in meinem Fall eine ähnliche Motivation war.

Das ist natürlich eine gute Grundlage, wenn die Interviewees aus eigenem Stolz und Lust am Zeigen dabei sind… Das klingt alles so einfach, was hat denn nicht funktioniert? Gab es auch trial-and-error-Momente?

Ich war mir lange nicht sicher welche Industrie Gegenstand meiner Fallstudie werden sollte. Die Essenskuriere zum Beispiel wären ja auch eine Möglichkeit gewesen, Plattformen zu beobachten. Die Feldvermessung ging dann auch der Frage nach: Wo kann ich einfach und schnell einen Zugang finden?

Ich erinnere mich, dass du einmal zurückgekommen bist und von einem Dorf erzähltest, was du besucht hast, was aber gar nicht das Dorf war, wo du hinwolltest, und dass du eine ganze Weile mit jemandem gesprochen hast, mit dem du gar nicht zu sprechen geplant hattest, du hast es nicht gemerkt und ihm war es egal. Was war das eigentlich für eine Aktion?

Das war eines der Interviews in Hangzhou, für das ich an einen Ort namens Dayuancun (大园村 gefahren bin. Schon im Taxi dahin fragte der Fahrer, ob ich in das Hangzhou Dayuancun will oder in ein anderes. Von meinem Interviewpartner hatte ich nicht die exakte Adresse, nur das Dorf, eine Hausnummer und den Standort bei Wechat. Da bin ich dann erstmal hingegangen und habe die Hausnummer nicht gefunden. Es war wieder, wie immer: das ganze Dorf produziert Bekleidung. Das heißt, dass du nicht eben mal fragen kannst: wo ist denn hier die Bekleidungsfabrik? Schließlich bin ich über einen Bach und habe dort gleich die Hausnummer gefunden. Dort bin ich rein. Es hat auch keiner gefragt: was machst denn du eigentlich hier. Dann habe ich nach dem Laoban gefragt, bin dahin, hab hallo gesagt, mich hingesetzt, meinen Laptop ausgepackt, und angefangen, Fragen zu stellen. Das einzige, was mich gewundert hatte war, dass sie sagten, sie benutzen die Tao-Fabrik Plattform nicht. Doch ich dachte: na gut, nun bin ich so weit gefahren, mache ich das Beste daraus.

Da du sie auf der Plattform gefunden hast warst du dir sicher, dass sie die benutzen.

Genau…in dem Moment fand ich es super, ein Kontrastbeispiel von einer Fabrik zu haben, die sich dagegen entschieden hat die Plattform zu nutzen. Es sei mal ein Vertreter dort gewesen von Alibaba, doch der habe sie nicht überzeugt. Das war spannend.

Per Missverständnis zu der neuen, wertvollen Idee des Vergleichsunternehmens…

Zum Beispiel, dass die Plattform ja vorgibt, dass nur offiziell registrierte Unternehmen sich dort anmelden dürfen. Das war für die ein Ausschlusskriterium.

Die sind quasi schwarz unterwegs?

Wie das halbe Dorf dort.

Verwunderlich, dass sie trotzdem mit dir so offen gesprochen haben.

Naja, informelle Industrie ist in China ja noch ein beträchtlicher Teil der Gesamtwirtschaft. Das ist eher so: sich irgendwo registrieren, hao mafan.

Wie kam raus, dass das gar nicht der geplante Interviewpartner war?

Ich habe denen irgendwann gesagt: Ganz sicher müsstet ihr auf der Plattform sein, und zeigte ihnen den Shop auf der Website. Sie meinten, das seien sie nicht. Dann haben sie auf die Adresse geguckt und festgestellt: du bist im anderen Dayuancun.

Was hast du in Bezug auf Interviewführung Neues gelernt?

Es waren alles sehr unterschiedliche Interviews. Es war superhilfreich, einmal bei einem Interview einer befreundeten chinesischen Forscherin dabei zu sein. In einem Fall hatte ich einen Termin für ein Interview mit einem Fabrikbesitzer, der total interessiert schien, dann aber in seinen Aussagen extrem generell und schwammig blieb. Erst auf dem Rückweg kam ich darauf, dass er meine kurze Erläuterung, warum ich mit ihm sprechen wollte, eventuell so verstanden hatte, als ob ich von ihm Expertenaussagen über Tao-Fabrik und die Bekleidungsindustrie erwarte.  Eigentlich wollte ich aber nur etwas über seine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen mit der Plattform erfahren.

Weil er Sorge hatte, dort angeführt zu werden?

Eher: Weil er sich einfach in dieser Rolle nicht wohlgefühlt hat. Ich glaube, man sollte sich vorher genau überlegen, wie man sein Projekt vorstellt, und dies auch im interkulturellen Kontext abchecken, am besten mit chinesischen Freunden, Bekannten.

Und sich deutlich machen, was für eine Rolle spielt das Gegenüber in dem Ganzen, wie nimmt er oder sie mich wahr.

Klar kann man Fragen nach seiner Haltung zur Bekleidungsindustrie in China einstreuen, aber dabei sichergehen, dass er sich nicht dafür verantwortlich fühlt, dir jetzt deine Forschungsfrage zu beantworten.

Heißt das auch, dass es hilfreicher ist, das Interview ganz beiläufig laufen zu lassen, wie ein lockeres Gespräch?

Oft, ja. Eine Karte, die gut funktioniert, ist: ich will lernen, wie es in China ist, wo alles viel schnelllebiger ist, erklär mir das mal.

Damit fühlen sie sich dein Gegenüber sowieso als Experten. Qua Nationalität.

Diesen Start gut hinzukriegen ist wichtig. Ein eher nicht so erfolgreiches Interview führte ich in einem E-Commercepark in Hangzhou. Die Fabrik war schwer zu finden, lauter kleine Butzen, in denen die Leute vor Computern saßen oder riesen Haufen Bekleidung verpackten. Ganz oben unterm Dach habe ich die Fabrik mit so 10 bis 15 Leuten gefunden. Davor saß eine Frau in ihren 40ern und schnitt Fäden von Kleidern ab und meinte: ich glaube, du suchst mich. Sie schnitt weiter, ich stellte meine Fragen. Einmal sagte sie: ich habe ja nur eine kleine Fabrik hier, und das habe ich in dem Moment bestätigt: ja stimmt auch, recht klein hier. Das habe ich mir dann später mit meinem Mitbewohner angehört und der meinte: Das kannst du doch nicht machen! Für mich war das gar keine Kritik, sondern einfach wie es ist.

Für sie war es schon eine Kritik.

Mein Mitbewohner meinte ich hätte sagen müssen: Nein, das ist doch cool was du hier machst, dass du was aufbaust! Naja, das Interview endete dann irgendwann indem sie einfach weggegangen ist. Es gab auch gerade Stress wegen eines unzufriedenen Kunden und sie meinte, dass sie durch die Änderungen, die er forderte nun quasi nichts mehr mit der Bestellung verdienen würde, aber ich habe bis heute nicht ganz verstanden, was falsch gelaufen ist, wie ich sie total demotiviert habe mit mir zu sprechen. Aber irgendwie hat sie sich etwas anderes unter unserem Gespräch vorgestellt.

Hast du von deinen Gesprächspartnern meistens erfahren, was du dir erhofft hattest?

Ja, alles in allem hab ich viel Spannendes erfahren und kann aus dem Material viel machen. Je mehr Interviews ich geführt habe, desto klarer war mir, was wichtig war, und desto besser wurden meine Fragen. Der Großteil meiner Interviewpartner/innen hat spannende Erfahrungen und Einschätzungen geteilt aus denen dann neue Fragen entstanden sind. Aber ich glaube nicht alle konnten den Sinn in dem sehen was ich da machte. Als ich einmal nach dem Produktionsprozess gefragt habe, war die Erklärung so ganz knapp: da nähen wir, da bügeln wir, da verpacken wir. Ich glaube es gab dort kaum ein Bewusstsein für diese Strukturen, eher „machen wir halt irgendwie hier“. Es ist nicht selbstverständlich, beschreiben zu können, wie eigentlich alles organisiert ist.

Du verlangst ihnen also diesen Schritt hin zu einem abstrakten Beschreiben der eigenen Prozesse ab.

In so einer Situation ein fruchtbares Interview zu führen, in dem meine Interviewpartner viel erzählen, das braucht einfach eine andere Art des Fragens.

Inwiefern?

Mit strukturellen Fragen kommt man manchmal an seine Grenzen. Wenn ich frage, wie viele Arbeiter denn an einem Stück Bekleidung sitzen, dann kommt erstmal „so ein paar“ und nicht etwa „Beschäftigter A macht das, B macht das und Beschäftigte C macht das.“ Dann sind Fragen sinnvoller wie: was macht ihr hier für Bekleidung? Wie hast du die Fabrik gegründet? Warum hast du angefangen die Plattform zu nutzen? Eher narrativer.

Mit einem Interview habe ich mich ewig aufgehalten, der Befragte meinte: Es hat sich sooo viel verändert durch E-Commerce.“ „Was denn?“ „Ja sooo viel!“ „Was denn genau?“ „Ja der Prozess!“ dieser gefühlte Wandel, aber selber für sich noch gar nicht analysiert zu haben WAS eigentlich. Ich finde schon, dass man in China besonders dazu neigt, allgemein zu formulieren. Viele geben sich mit so allgemeinen Formulierungen zufrieden.

Diese Einschätzung kann ich für das Feld des chinesischen Rechts bestätigen. Abschließend, was würdest angehenden Feldforschern in China mitgeben wollen? Ich habe jedenfalls schon einmal mitgenommen: es hilft, alle Schritte mit chinesischen Freunden zu besprechen, sie vielleicht zu Interviews mitzunehmen.

Mir half vor allem der Austausch mit anderen Wissenschaftlern aus China auf dem Gebiet. Eine befreundete Wissenschaftlerin ist zu einem Interview mitgekommen, da habe ich viel gelernt. Sie hat z.B. viele auf den ersten Blick unwichtige kleine Kommentare und Komplimente eingestreut. Aber es ist dann schon so, dass man weniger im Zentrum ist, schon aus sprachlichen Gründen. Für mich war es total ok mich zurückzunehmen und die quatschen zu lassen, auch wenn ich nicht immer folgen konnte. Aber man kann es weniger lenken. Beides hat seine Vorteile. Ansonsten: Mit dem einen Projekt, der einen Idee nach China fahren, und sich auch nur damit zu beschäftigen, also sich nicht noch tausend andere Sachen vornehmen, und alle Leute damit zu nerven, was man da macht – das funktioniert!

Einfach Taxifahrern, Partyfreunden, und wer einem noch so begegnet von dem eigenen Projekt erzählen.

Genau, allen, die potenziell irgendwie hilfsbereit sind und eine Verbindung haben könnten, wenn auch nur entfernt, einfach mal von dem Plan erzählen. Dazu braucht man eine gute Story, die alle verstehen. Da kommt schon einiges bei rum, gerade im privaten Bereich. So habe ich einige Wissenschaftler getroffen und hatte spannende Gespräche. Feldconnections allerdings habe ich von keinem bekommen. Ich glaube, das ist schon ein bisschen ein Konkurrenzding. Als Studierende ist es natürlich am schwersten, gerade an offizielle Stellen zu kommen, außer du hast deine persönlichen Guanxi. Wenn man aber das eine Projekt verfolgt und da kreativ wird, verschiedenstes versucht, das funktioniert schon. Wenn ich noch mehr Zeit gehabt hätte, wäre aus vielen kleinen Verbindungen sicher noch mehr gewachsen. Das kommt dann alles.

Du hattest ein Forschungsvisum auf die Zhejiang Universität über eine Professorin bekommen?

Ja, durch ihr Einladungsschreiben. Das hat sie mir ohne weitere Bedenken ausgestellt. Das richtige Visum zu haben ist mittlerweile sehr wichtig.

Liebe Lea, ganxie ni!

 

 

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